Nochmals von der Badenfahrt (aka „Badenfest an der Aare“)

So, nun ist «Neo» also schon wieder Geschichte. Schade. Wirklich schade. Und wohl trotzdem auch gut, denn meine Kraftreserven (und ich glaube nicht nur meine) neigten sich langsam dem Ende zu.

Hier eine kurze, sehr subjektiv gehaltene Rückschau:

Wie mir mein Neffe seine Meinung zu diesem Fest kundtut, die Welt erklärt oder mich fragt, warum ich im Sommer eine Mütze trage.

Ich fand die Badenfahrt oder eben «Neo» schlicht gigantisch. Sie war gross, die Bauten waren spektakulär, die Musik war laut, das Essen war vielfältig und wohlschmeckend (ok, ein Börger nicht grad der Börner, aber sonst wirklich). Die Menschenmassen schlicht beeindruckend, manchmal ein wenig nervig, ganz selten fast schon angsteinflössend (aber in meiner Wahrnehmung doch immer friedlich). Und ganz offenbar mit vielen, welche Baden bisher maximal aus dem Geographieunterricht oder auch gar nicht kannten. So zum Beispiel die Deutsche Besucherin, welche dieses «Badenfest» (wenigstens sagte sie nicht Badenerfahrt) wahnsinnig beindruckend fand und bemerkte, dass, wenn nicht gerade Fest sei, die Orte an der Aare sicher lauschig sein müssten. Ich liess es bei einer freundlichen aber aus meiner Sicht klaren Ermahnung bewenden und verzichtete auf eine Anzeige.

Nicht erklärbar für mich, warum ich eine Person am ersten Samstag innert vier Stunden dreimal antraf, eine andere (welche ich, sorry, eigentlich viel lieber getroffen hätte und welche inkl. der Vor-Badenfahrt wie ich auf total elf Besuche kam) bis zum Sonntagnachmittag gar nie. Dies kann mir allenfalls ein Mathematiker mit Flair für Wahrscheinlichkeitsrechnung erklären. Zum Glück trafen wir uns dann im heftigsten Regen dieser Badenfahrt am frühen Sonntagabend doch noch. Immerhin.

Auch nicht erklärbar, weshalb ich die an der Badenfahrt schon legendär-spektakuläre Mischung aus Rindfleisch, Erbsli und roten Zwiebeln getoppt mit Pommes Frites (sie nennt sich Lomo Saltado) erst am letzten Abend entdeckte. Aber auch hier: immerhin. Es schmeckte sowas von geil. Und sorry, für die, dies es verpasst haben.

Spätestens ab Donnerstag wussten wir endgültig, dass Petrus ein Badener sein muss. Während es in Aarau heftig gewitterte und in Zürich das Musikfestival geräumt wurde, gab es in Baden zeitlich sehr begrenzt einen kurzen Sommerregen. Der Nachmittagsregen am Samstag hielt allenfalls ein paar Auswärtige vom Besuch ab und war daher im Sinne der Verhinderung von Staus durchaus angenehm. Und der doch recht heftige Regen am Sonntagabend war perfekt im Timing, da er den Abschied ein wenig erleichterte. Einzig der Umzug war ein wenig ein Wetteropfer: Am ersten Sonntag eine fast schon mörderische Mittagshitze, am zweiten Sonntag dann doch eher erfrischend kühl.

Was neben den wirklich aufregenden Bauten, Bars, Bands, Bühnen (alles mit B, darum endet die Aufzählung hier) fast ein wenig unterging: Die Toilettensituation spielte gegenüber früheren Ausgaben in einer anderen Liga. Richtig viele, richtig sauber und ich glaube, es hätte sogar einen Stromanschluss für eine spontane Rasur gehabt. Leider auch erst am späten Sonntagnachmittag kam ich auf die Idee, mich bei einer der Reinigungskräfte persönlich für den sicher nicht immer angenehmen Einsatz zu bedanken. Aber auch hier: immerhin kam es mir noch in den Sinn und ich hoffe, dass ich nicht der einzige war.

Negativpunkte: Ja, klar, es war schon sehr voll (ja schon klar, wenn es alle so toll finden und jeden Tag wiederkommen) sowie teilweise sehr heiss und die Staus waren genauso mühsam wie die Sperrung des Limmatpromenadezugangs in der Halde. Allenfalls hätte man die neuralgischen Punkte noch ein wenig genauer vorhersehen und zwei, drei Beizen weg von der Promenade in Ennetbaden platzieren können. Allenfalls hätte es geholfen, Richtungsmarkierungen anzubringen. Allenfalls hätte man in der Halde den Musiklautstärkenwettbewerb (bei welchem die leisen und feinen Töne halt hochkant verloren) ein wenig steuern können. Und allenfalls hätte man beim Foodangebot den gefühlt 17. Dönerstand auch durch etwas anderes ersetzen und so die Diversität noch grösser machen können. Aber eben: hätte hätte Fahrradkette. Ich würde mir nie anmassen, irgendwas zu kritisieren, denn die Organisation einer solchen Grossveranstaltung, welche nur alle X Jahre stattfindet und jedes Mal rein örtlich anders ist, ist eine gewaltige Leistung an sich. Wenn also vielleicht 98 von 100 Punkten erreicht werden, dann habe ich für (ganz selten gehörte) Unzufriedene und Stärkerer höchstens ein müdes Lächeln übrig. Ihre Kritik sagt wohl mehr über sie als über die Badenfahrt aus. Immerhin sagt sie was aus.

So, nun versuche ich noch spektakulär den Bogen zu meinem üblichen Thema #CustomerExperience» zu spannen. Nicht ganz einfach. Ok, ich gebe es zu: es misslingt gerade. Aber ich glaube, dass wenn alle immer so motiviert und engagiert wären, wie es die zig Tausend Helfer:innen während der Badenfahrt waren, dann würden wir nicht mehr von der Servicewüste Schweiz lesen oder darüber reden darüber, dass wir nach Österreich zum Skifahren fahren (also ich nicht, aber es soll solche geben), weil sie dort eben netter sind als bei uns. Also, lasst uns alle die Badenfahrts-Vibes (und für alle Auswärtigen: Nennt sie von mir aus sogar Badenerfahrts-Vibes) eine Weile in den Alltag mitnehmen, dann kreiren wir grossartige Kundenerfahrungen, dann sind unsere Chefinnen und Chefs superzufrieden mit uns, dann sind wir alle glücklicher und haben weniger Ärger…und dann dauert es vielleicht auch nicht mehr ganz so lange bis zur nächsten Badenfahrt. Immerhin.

Next Stop: Mein Bett.

Hinterlasse einen Kommentar